Streetfotografie in Schwarz-Weiß | Meine persönliche Anleitung
Die Welt der Streetfotografie ist unglaublich vielfältig. Besonders eindrucksvoll sind dabei schwarz-weiß Bilder. In diesem Beitrag möchte ich dir einen kleinen Einblick in diesen tollen Bereich der Fotografie geben. Hier erfährst du, wie du mit den einfachsten Mitteln eindrucksvolle Streetfotos erstellst, weshalb Menschen darin das Stilelement schlechthin sind und worauf du allgemein bei der Streetfotografie achten solltest.
Streetfotografie? Was ist das schon wieder? Vielleicht kennst du es nicht unter diesem Namen, doch ich versichere dir: Du wirst es schon einmal selbst praktiziert haben. Denk doch einfach mal an deinen letzten Urlaub oder Städtetrip zurück. Wie du fieberhaft versucht hast, Sehenswürdigkeiten abzulichten ohne „störende“ Menschen darauf zu haben, dich jedoch schlussendlich geschlagen geben musstest, weil der Besucherstrom einfach nicht abreißen wollte. Genau das ist Streetfotografie. Zwar in ihrer einfachsten Form, doch genau das ist der Grundgedanke dahinter.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Streetfotografie?
Wie der Name schon sagt, bist du bei der Streetfotografie aufmerksam auf den Straßen dieser Welt unterwegs. Du hältst Situationen und besondere Ereignisse fest, die sich so unverblümt besonders auf den Straßen einfangen lassen. Ob es nun Architektur, urbane Pflanzen- und Tierwelten, Menschen oder eine Kombination aus allem ist, spielt keine Rolle. Jedoch sind die spontanen und ungeplanten Szenerien, die sich deinem aufmerksamen Auge offenbaren, am interessantesten. Menschen sind dabei beliebte Statisten, die dein Fotomotiv durchaus vervollkommnen und abrunden können. Du solltest also immer auf der Hut sein, ob sich nicht irgendwie eine spannende Situation ergibt, die du auf einem Foto festhalten kannst.
Warum Streetfotografie in schwarz-weiß?
Vorab solltest du wissen, dass in schwarz-weiß zu fotografieren keine generelle Richtlinie für die Streetfotografie ist. Natürlich darfst du gerne auch in Farbe fotografieren. Für mich persönlich gibt es jedoch ein paar Gründe, weshalb die Schwarz-Weiß-Fotografie meistens eine bessere Wirkung erzielt.
Den Fokus auf die Handlung setzen
Ein großes Argument für schwarz-weiß ist der Fokus, den du setzt. Denn in der Streetfotografie geht es meist darum, eine Handlung einzufangen. Wozu bräuchte man da Farben? Der Betrachter soll auf das Wesentliche in deinem Bild gelenkt werden. Und das ist nun mal das Geschehen selbst. Durch Farbe wirkt das Bild schnell unruhig und der Blick wird abgelenkt. Die Wirkung deines eigentlichen Motivs geht womöglich völlig unter.
Schwarz-Weiß-Fotos wirken ästhetisch
Zudem wirkt schwarz-weiß immer sehr ästhetisch und kunstvoll. Schließlich geht es darum, Momente bewusst und so kunstvoll wie möglich einzufangen. Leider hast du nicht viele Möglichkeiten, auf das Schauspiel vor deiner Kamera Einfluss zu nehmen. Worauf du allerdings in jedem Fall Einfluss nehmen kannst, ist neben Perspektive und Bildausschnitt eben auch die Farbe. Also probier dich ruhig mal im Schwarz-Weiß-Fotografieren aus. Du wirst merken, dass deine Motiv-Wahrnehmung in schwarz-weiß eine ganz andere ist, als in Farbe.
Kontraste kommen gut zur Geltung
Des Weiteren lassen sich in schwarz-weiß auch Kontraste zwischen Licht und Schatten beispielsweise sehr schön zur Geltung bringen. Licht ist in der Fotografie ohnehin ein essenzieller Faktor. Doch in der Streetfotografie entstehen manchmal durch architektonische Gegebenheiten wirklich interessante Lichtsituationen, die in schwarz-weiß tolle Kontraste erzeugen und somit perfekt als Motiv dienen oder sich zumindest mit einem begehrten Motiv gut kombinieren lassen.
Extratipp
Fotografiere schwarz-weiß am besten im Rohformat (RAW). Dann siehst du dein Motiv im Sucher bzw. Display in SW, doch es wird in Farbe gespeichert. Dann kannst du es in der Nachbearbeitung nach Belieben wieder in SW konvertieren, oder doch farbig lassen, falls es dir so besser gefällt.
Was brauchst du für die Umsetzung?
Die Kamera ist natürlich dein treuester Begleiter. Doch mindestens genauso wichtig ist ein langer Atem und das Glück auf deiner Seite. Warum ist das so? Nun, die meisten Motive oder Situationen begegnen dir durch Zufall. Dieser Zufall gepaart mit tollem Licht oder besonderen Witterungs-verhältnissen ergibt unter Umständen ein einzigartiges Foto.
Mit Glück und Geduld zum einzigartigen Streetfoto
Nehmen wir als Beispiel das untere Foto mit dem Radfahrer. Sonntag Morgen war ich unterwegs, um ein paar Motive bei Sonnenaufgang zu fotografieren. Da entdeckte ich diese Straße. Sie war gefühlt unendlich lang, feiner Dunst lag auf der Straße und die Sonne warf mir die ersten Strahlen des Tages entgegen. Kein Mensch und Auto weit und breit. Ich empfand bereits nur die Straße schon allein als schönes Motiv.
Also parkte ich mein Auto auf einem Feldweg daneben und ging Richtung Straße. Wie aus dem Nichts überholte mich plötzlich ein Radfahrer und bog auf die Straße ab. Sofort stürzte ich hinterher und machte das Foto. Das war eine wirklich glückliche Fügung. Daher spielt Glück eine große Rolle bzw. viel Geduld, wenn man sich auf die Lauer legt, um eine besondere Situation abzupassen.
Welches Equipment brauchst du?
Ich denke, die Streetfotografie ist die Art der Fotografie, in der du das wenigste technische Equipment überhaupt benötigst. Daher gibt es gar nicht so viel zu beachten. Zur Kamera lässt sich jedoch abschließend sagen, dass es völlig unerheblich ist, welche Art von Kamera du besitzt. Allerdings solltest du vertraut mit den Einstellungen zu ISO, Blende und Belichtungszeit sein, um bereits in der Bildentstehung gute Effekte zu erzielen.
Denn unter Umständen muss es auch mal schnell gehen. Wenn du dir im Umgang mit diesen Parametern noch nicht sicher bist, dann tut es notfalls auch der Automatik-Modus. Erforderliche Bearbeitungen nimmst du anschließend in der Bildbearbeitung vor, aber am besten nicht übertreiben. Dein Foto soll schließlich echt und ehrlich wirken.
Kamera & Objektiv: Welche eignen sich für Streetfotografie?
Wähle am besten eine Kamera, die du aus der Hüfte bedienen kannst. Sprich, dass du nicht durch deinen Sucher schauen musst. Es gibt Kamerahersteller, die Kameras im Retro Design mit einigen analogen Einstellrädern oben auf dem Gehäuse herstellen und im Idealfall noch mit einem Klappdisplay und lautlosem Auslöser. So kannst du die Kamera auch mal aus der Hüfte bedienen, um ein paar „schnelle“ Aufnahmen zu machen. Im Zweifel kannst du von oben direkt deine Einstellungen überblicken und verändern.
Bei der Objektiv-Wahl bist du ebenso völlig frei. Viele schwören auf klassische Festbrennweiten, jedoch kannst du genauso gut auch Standard-Zoom-Objektive verwenden. Probiere einfach selber aus, womit du am besten zurechtkommst.
Was wirkt und was nicht?
Du als Fotograf bist Künstler und Kunst liegt bekanntlich immer im Auge des Betrachters. Dann mache es dir zur Aufgabe, deine Werke wie „Kunst“ wirken zu lassen. Verleihe deinen Fotos einen Stil, der dich durch sie identifizieren lässt und ein klares fotografisches Statement setzt.
Leider ist das Netz voll von „Streetfotos“, in denen die Kamera scheinbar willkürlich in Menschen-mengen gehalten wird: Hauptsache man fängt so viele Gesichter ahnungsloser Menschen wie möglich im Bild ein. Zusätzlich ist die Qualität solcher Fotos oft fragwürdig. In meinen Augen ist das keine Kunst mehr. Es ist nichts Besonderes und bildet kein Alleinstellungsmerkmal für dich als Fotografen.
Gesichter sind nicht verpflichtend für gute Streetfotos. Mein Anspruch an meine Fotos ist, die Anonymität der Menschen zu wahren. Und genau das macht die Streetfotografie für mich so interessant.
Was solltest du unbedingt berücksichtigen?
Du bist fröhlich in der Stadt am Eisschlecken und dein Gesicht sieht aus, als wäre das Wenigste von deinem Eis im Mund gelandet. Ein paar Tage später durchstöberst du ahnungslos die einschlägigen sozialen Netzwerke und entdeckst DEIN „Eis-Gesicht“. Für die Tausenden oder gar Millionen anderen, die auch auf dein Foto stoßen, rettet es den Tag. Aber für dich ist es eine Katastrophe. Das ist vielleicht nur ein harmloses Beispiel, aber versetz dich mal in diese Lage. Das wäre doch schockierend, oder?
Respektiere die Privatsphäre der Menschen, die du ablichtest
Aus diesen Gründen solltest du deine Kamera verantwortungsvoll benutzen. Bedenke immer, dass du die Gesichter, welche du ablichtest, zu einer Persönlichkeit machst. Und diese Persönlichkeit hat ein Recht auf Privatsphäre. Um dir also jeglichen Ärger zu ersparen und dich nicht strafbar zu machen, verzichte auf das Fotografieren von Gesichtern oder verzichte zumindest darauf, es in den unendlichen Weiten des Internets zur verbreiten.
Ein anderer Weg wäre, das Foto zu erstellen und anschließend die Person mindestens zu fragen, ob es für sie in Ordnung ist, wenn dieses Foto im Internet landet. Dabei solltest du ihr das Foto zeigen. Wenn du noch seriöser auftreten möchtest, gibst du der Person deine Visitenkarte als Fotograf und erklärst ihr, wo die Arbeiten demnächst zu finden sind. Ist es für denjenigen nicht in Ordnung, dann respektiere das und unterlasse fairerweise eine Veröffentlichung, denn niemand möchte ungefragt oder vielleicht unvorteilhaft im Netz zur Schau gestellt werden.
Habe Spaß!
Lass dir davon jedoch nicht den Spaß an der Streetfotografie nehmen. Im Gegenteil: Schnapp dir deine Kamera und erkunde die Straßen mit wachsamen Augen. Probiere dich einfach aus. Du wirst bald deine bevorzugten Interessen entdecken und dir einen eigenen Stil aneignen. Sei frei in dem, was du schaffst. Die Freude an der Sache sollte dabei immer an erster Stelle stehen.
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