Pferdefotografie – Der komplette Ratgeber
Die Pferdefotografie ist eine absolute Leidenschaftsdisziplin – aus gutem Grund! Pferde sind eines der elegantesten, anmutigsten und majestätischsten Motive, die du als Fotograf*in vor die Kamera bekommen kannst. Um diesen wunderbaren Tieren gerecht zu werden und mit deinen Bildern am Ende wirklich zufrieden zu sein, solltest du einige Faktoren berücksichtigen. Doch keine Sorge! In diesem Artikel verrate ich dir alles, was du über die Pferdefotografie wissen musst und mit welchen Geheimtipps du zum Pferdeflüsterer wirst!
Inhaltsverzeichnis
- Ausrüstung
- Angebot Canon EF 50mm F1.8 STM Objektiv (58mm... Bei Amazon ansehen Canon EF 70-200mm F4L IS II USM Objektiv (72mm... Bei Amazon ansehen Hoya HMC UV (C) Objektiv (67 mm Filter) Bei Amazon ansehen Angebot Hama Mikrofaser Reinigungstuch für Kamera,... Bei Amazon ansehen
- Sicherheit für dich und das Pferd
- Bildkomposition
- Einstellungen
- Die schönsten Posen für die Pferdefotografie
- Fazit
Ausrüstung
Als angehende*r Fotograf*in ist dir wahrscheinlich längst bewusst, dass eine gute Vorbereitung die beste Garantie für ein tolles Ergebnis ist. Zur Vorbereitung gehört natürlich – neben dem Motiv und der Location – in erster Linie auch deine Fotoausrüstung. Bei der Pferdefotografie rate ich dir, folgende Faktoren im Kopf zu behalten:
- Das Pferd ist ein relativ großes Motiv; deshalb musst du ein spezielles Augenmerk auf die Proportionen legen. Vermeide Objektive, die eine Verzerrung erzeugen (z.B. Weitwinkelobjektive) und achte auf die Positionierung deines Motivs.
- Du arbeitest hier eng mit einem empfindsamen Lebewesen zusammen. Neben einigen allgemeinen Richtlinien für beidseitige Sicherheit und Entspanntheit (dazu später mehr) solltest du das auch bei der Wahl deiner Ausrüstung beachten. Pferde können beispielsweise schreckhaft auf Auslösergeräusche oder zu große Nähe reagieren.
- Bei der Aufnahmesession im Lebensraum eines Pferdes kann es auch mal staubig oder dreckig zugehen. Achte deshalb auf ausreichenden Schutz deiner wertvollen Ausrüstung.
Meine Objektiv-Tipps für die Pferdefotografie
#1 Standardobjektiv / Festbrennweite
Wie bereits erwähnt sind einige Objektivtypen für die Pferdefotografie nicht unbedingt geeignet, was vor allem an der Verzerrung liegt. Ein zuverlässig zufriedenstellendes Bildergebnis erhältst du mit einem Standardobjektiv. Darunter versteht man ein Objektiv, dessen erzeugtes Bild in etwa der Wahrnehmung des menschlichen Auges entspricht. Standardobjektive decken einen Blickwinkel von ca. 50 bis 55 Grad ab und sind wegen ihrer weit zu öffnenden Blende auch für Aufnahmen bei schwachem Umgebungslicht super geeignet. Die offene Blende ermöglicht zudem den wunderschönen Bokeh-Effekt.
Ganz konkret empfehle ich dir für die Pferdefotografie ein Standardobjektiv mit einer festen Brennweite von 50 mm.
Du möchtest dein Wissen über die Brennweite vertiefen? Dann lies doch hier weiter. Oder informiere dich in diesem Artikel über Festbrennweiten.
#2 Teleobjektiv
Nicht nur mit einem Standardobjektiv kannst du in der Pferdefotografie erfolgreich durchstarten. Auch ein Teleobjektiv bietet dir einige Vorteile:
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- Der größere Abstand zwischen dir und deinem Motiv kann für beide Seiten entspannend und befreiend wirken.
- Das Teleobjektiv erzeugt eine natürliche Perspektive ohne Verzerrung und erlaubt dir, auch etwas mehr von der Umgebung mit einzufangen.
- Auch beim Pferdesport ist ein Teleobjektiv der optimale Begleiter. Damit behältst du auch bei stark bewegten Motiven den Überblick.
Meine Empfehlung: ein Tele-Zoomobjektiv mit einer Brennweite von 70 – 200 mm.
#3 Weitwinkel- und Fisheye-Objektiv
Jetzt wirst du dich wahrscheinlich ratlos am Kopf kratzen: Habe ich dir nicht eben erst eingeschärft, du sollest Weitwinkelobjektive in der Pferdefotografie vermeiden? Ja, habe ich. Sind wir auf der Suche nach einem möglichst natürlichen Ergebnis, wirkt sich ein Weitwinkelobjektiv aufgrund der Verzerrung nachteilig aus. Allerdings ist Fotografie ja immer auch Kunst, und in der Kunst gibt es bekanntlich kaum Regeln. Wenn du also Lust hast, ein spannendes, etwas surreales Pferdefoto mit verzerrten Proportionen zu erzeugen, dann schnapp dir ein Weitwinkel- oder Fisheye-Objektiv und los gehts!
Pro-Tipp
Zu Beginn habe ich schon einmal erwähnt, dass deine Ausrüstung bei der Pferdefotografie auch mal ganz schön schmutzig werden kann. Ich empfehle dir deshalb ein Objektivputztuch und für die Bildqualität außerdem einen UV-Filter!
Sicherheit für dich und das Pferd
Kommen wir nun zu einem weiteren wirklich wichtigen Punkt bei der Pferdefotografie. Für ein erfolgreiches Shooting ohne unangenehme geschweige denn gefährliche Zwischenfälle ist es entscheidend, dass sich Pferd und Fotograf*in wohlfühlen.
Ganz wichtig: Als Tierfotografen verpflichten wir uns, das Wohl der Tiere immer zu respektieren und zu gewährleisten. Kein Tier sollte leiden müssen, um das perfekte Foto zu erzeugen.
#1 Informiere dich über Pferde
Die meisten Fotograf*innen, die sich mit der Pferdefotografie beschäftigen, sind von sich aus bereits Pferdefreund*innen. Doch tatsächlich kommt es auch immer wieder vor, dass sich ein*e Fotograf*in vor diesen Tieren fürchtet und sich in ihrer Gegenwart nicht wirklich entspannen kann. Um das zu vermeiden, rate ich dir, dich im Vorfeld gut über Pferde an sich und dein Motiv im speziellen zu informieren. Wichtig zu wissen ist beispielsweise, dass Pferde von Natur aus Beutetiere sind. Das führt dazu, dass das Pferd Unruhe oder Ängstlichkeit von deiner Seite stark wahrnimmt und spiegelt. Dieser biologisch bedingte Mechanismus ermöglicht es Beutetieren in freier Wildbahn, sich gegenseitig zu warnen, wenn ein Raubtier in der Nähe ist. Versuche also, deine eventuelle Nervosität nicht nach außen wirken zu lassen. Natürlich reagiert das Pferd ebenfalls ängstlich, wenn du bedrohlich oder aggressiv auf es einwirkst. Das solltest du unter allen Umständen vermeiden.
#2 Sei dir der Risiken bewusst
Ja, Pferde sind Beutetiere und ihr Hauptinstinkt ist die Flucht. Sie reagieren oft schreckhaft auf Geräusche oder plötzliche Bewegungen (bedenke dabei auch deine Kamera). Trotzdem solltest du dir bewusst sein, dass sie durchaus gefährlich werden können. Ein Pferd kann dich attackieren – z.B. beißen oder treten. Es kann dir in seiner Panik aber auch ohne böse Absicht – allein durch seine Größe und sein Gewicht – großen Schaden zufügen.
Die allgemein bekannte Regel sich einem Pferd nie von hinten zu nähern kommt nicht von ungefähr: VORSICHT ist hier angebracht.
#3 Mach dich vorher mit „deinem“ Pferd vertraut
Genau wie wir Menschen haben auch Pferde ganz unterschiedliche Persönlichkeiten und ihre Reaktionen auf verschiedene Situationen lassen sich nicht pauschal abschätzen. Deine Sicherheit und die „deines“ Pferdes stehen im direkten Zusammenhang und sind nicht zuletzt abhängig von eurem persönlichen Verhältnis. Dabei kann dir – neben wichtigen allgemeinen Informationen über Pferde – auch der Halter des Tieres behilflich sein. Ich rate dir, bereits vor dem Shooting so viel Zeit wie möglich mit dem Pferd zu verbringen, sodass ihr euch ohne das Drumherum von Kamera, Setting und sonstigen Stressfaktoren kennenlernen und annähern könnt.
Be the boss!
Es gibt auch Pferde, die Nervosität und Ängstlichkeit des Menschen nicht unbedingt spiegeln, sondern beginnen, diese Unsicherheit auszunutzen. Es ist also auch wichtig, deine Souveränität zu zeigen, damit sich dein tierischer Partner nicht ermuntert fühlt, dir auf der Nase herumzutanzen.
Spezialtipp
Einen ganz konkreter Tipp für die ideale Vorbereitung des Shootings möchte ich dir noch ans Herz legen. Nimm dir vor Beginn der Aufnahmen etwas Zeit, um das Pferd mit deiner Ausrüstung vertraut zu machen. Wie bereits mehrfach erwähnt sind Pferde eher schreckhafte Tiere und können gerade auf mechanische Geräusche wie beispielsweise den Auslöser einer Kamera panisch reagieren. Lass dich also am besten zunächst etwas beschnuppern, sprich mit dem Tier und gib ihm – sofern der oder die Pferdeführer*in einverstanden ist – ein paar Leckerlis. Wenn du das Gefühl hast, dass das Pferd ruhig und ausgeglichen ist, kannst du zum Test ein paar Auslösergeräusche machen und seine Reaktion beobachten. Wirkt es dann tatsächlich verschreckt, empfehle ich dir zu einem Teleobjektiv zu greifen und den Abstand zu deinem Motiv so etwas zu vergrößern.
#4 Respektiere Grenzen
Zum Verhältnis von Mensch und Pferd gehört auch das Bewusstsein für die Grenzen des Anderen. Natürlich solltest du dich in deiner Intimsphäre sicher und wohl fühlen, dasselbe gilt allerdings auch für das Pferd. Frage den oder die Pferdeführer*in, wo die physischen und psychischen Grenzen des Tieres liegen, ob und wo es berührt oder gestreichelt werden möchte, welches Futter es besonders mag, wovor es spezielle Angst hat etc. Nur wenn sich Mensch und Tier entspannen können, erhältst du ein wunschgemäßes Ergebnis deines Shootings. Noch mehr Infos über Tierfotografie findest du hier.
Kein noch so tolles Bild rechtfertigt einen Übertritt von Grenzen oder eine psychische oder physische Verletzung von Mensch oder Tier!
#5 Höre auf den Pferdeführer
Dieser Punkt ist das höchste Gebot der Sicherheitsvorkehrungen für alle Beteiligten der Pferdefotografie. Egal wie viel du über Pferde weißt, egal wie gut du „dein“ Pferd bereits zu kennen und einschätzen zu können glaubst, das Wort des Pferdeführers oder der Pferdeführerin gilt immer als letzte Instanz. Er oder sie kann auch kleinste Anzeichen von Stress oder Unwillen des Pferdes interpretieren und vermag die Situation deshalb IMMER am besten einzuschätzen.
WICHTIG
Was auch immer du tust, stelle dich NIE gegen die Anweisungen des Pferdeführers oder der Pferdeführerin. Sie kennen ihr Pferd am besten und haben deshalb die höchste Entscheidungsautorität.
Bildkomposition
Wie in anderen fotografischen Disziplinen ist auch bei der Pferdefotografie die Bildkomposition das A und O. Da es sich um ein belebtes und unter Umständen auch bewegtes Motiv handelt, sind einige Faktoren besonders zu beachten. Auch ist dein Motiv nur bedingt zu kontrollieren, sodass du deine Idee von der Bildkomposition oft spontan und sehr schnell überdenken muss. Mit diesen Tipps gelingt es dir garantiert.
#1 Nutze den Negativen Raum
Ein großer Teil der Faszination, die von Pferden ausgeht, ist ihre kraftvolle und elegante Beweglichkeit. Auch wenn ein Foto nur den Bruchteil eines Bewegungsablaufs einfriert, lässt sich dieser vom Betrachter oft weiterdenken. Um das zu unterstützen, machst du dir am besten den „negativen Raum“ zunutze. Hier kannst du noch einmal nachlesen, was das genau ist. Am besten lässt du in der Bewegungsrichtung des Pferdes einen größeren Bereich offen, sodass der Eindruck entsteht, das Motiv durchquere den Bildausschnitt. Ist der Weg des Pferdes durch den Bildrand oder weitere Elemente abgeschnitten, wirkt es in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt und das Foto verliert seinen Zauber.
#2 Detailbilder
Natürlich stimmt es, dass Pferde gerade durch ihre Größe und Bewegungen imposant wirken. Doch gerade weil die meisten Menschen Pferde nur von Ferne zu Gesicht bekommen, können Detailfotos und Nahaufnahmen eine sehr reizvolle Alternative bilden. Ein Porträt des Pferdekopfes, oder sogar noch kleinere Elemente wie ein Auge, ein Ohr oder ein Detail des Zaumzeugs wirken genau so einzigartig und interessant wie ein Ganzkörperbild, während sie eine spezielle Atmosphäre der Intimität erzeugen. Du bringst dem Betrachter damit ein Bild nahe, das sich ihm im wahren Leben vermutlich nie geboten hätte und triffst damit genau den Kern der Pferdefotografie.
#3 Hintergrund
Dieser wichtige Punkt gilt nicht nur für die Pferdefotografie, sondern für alle fotografischen Disziplinen: Der Hintergrund spielt für die Qualität deines Fotos eine entscheidende Rolle. Sind die Farben und Strukturen der Umgebung denen deines Motivs zu ähnlich, wirkt das Bild flach und wenig interessant. Erst durch den Kontrast zwischen Vordergrund, Motiv und Hintergrund erwacht die Bildkomposition zum Leben und zieht das Auge des Betrachters an.
Natürlich kannst du als Fotograf*in nur bedingt Einfluss auf die Umgebung nehmen und bist dabei oft den Umständen ausgeliefert. Das gilt vor allem für die Pferdefotografie, da ein Transport des Motivs an einen geeigneten Ort eventuell nicht durchführbar ist. Das Wohl des Tieres steht hier wie immer an höchster Stelle, außerdem besitzt nicht jede*r Pferdehalter*in einen Transportanhänger. Deshalb sind hier deine Anpassungsfähigkeit und Kreativität gefragt, um das Beste aus der Situation herauszuholen.
Tipps für einen geeigneten Hintergrund
- Mache dir zunächst bewusst, welches die für dich unveränderbaren Parameter der Umgebung sind (Räumlichkeiten bzw. Landschaft, Licht etc.)
- Versuche nun, diese Gegebenheiten kreativ einzubinden und experimentiere mit variablen Details. Übe dich dabei in Geduld und Kompromissbereitschaft.
- Wenn du deine grobe Bildkomposition gefunden hast, nutze die Einstellungen deiner Kamera für ein optimales Ergebnis.
- Versuche zum Beispiel, mithilfe einer weit geöffneten Blende den Hintergrund unscharf und verwaschen zu gestalten. Hier findest du eine ausführliche Erklärung der Tiefenschärfe mit Tipps zu ihrer optimalen Verwendung.
- Auch in der Nachbearbeitung kannst du kleine Unebenheiten in deiner Bildkomposition und der Gestaltung des Hintergrundes noch ausgleichen und optimieren.
Beispiel
Nimm als Szene ein dunkelbraunes Pferd in einem schattigen Stall. Da die Farben von Motiv und Hintergrund sich kaum voneinander abheben, rate ich dir zu einer Überbelichtung von ein bis zwei Blendenstufen bei der Aufnahme. In der Nachbearbeitung kannst du den Farbreichtum dann ganz bequem anpassen und erhältst so einen optimalen Kontrast und damit ein interessantes und ansprechendes Bild.
#4 Was für ein Pferd fotografierst du?
Bei der Konzeption deiner Bildkomposition solltest du nicht zuletzt das individuelle Auftreten deines Motivs im Kopf haben. Es gibt die verschiedensten Pferderassen, die sich unter anderem in Bezug auf Aussehen, Haltung und Wirkung stark unterscheiden. Eventuell hast du noch gar kein spezifisches Pferd an der Hand – dann empfiehlt sich eine Internetrecherche zu den unterschiedlichen Rassen. Nicht nur die äußeren Merkmale, sondern auch die ganz besondere Ausstrahlung „deines“ Pferdes beeinflussen die Bildkomposition!
Einstellungen
Über die ideale Ausrüstung für die Pferdefotografie haben wir bereits gesprochen. Doch wie du dir bereits denken kannst: Sie sollte auch optimal angewendet werden! Meine persönlichen Tipps bezüglich der Kameraeinstellungen bei der Pferdefotografie verrate ich dir in den folgenden Kapiteln.
#1 Fotografiere im Serienbild-Modus (Burst-Mode)
Wenn du schon einmal mit Tieren gearbeitet hast, wirst du es kennen: Sie interessieren sich relativ wenig dafür, ob du ein gutes Foto hinbekommst und ob du dir dafür wünschst, dass sie stillhalten. Auch in der Pferdefotografie wird dir das ziemlich sicher passieren. Das Pferd blinzelt, dreht den Kopf, bewegt die Ohren oder schnappt nach einer Fliege – und deine Bildkomposition ist im Eimer. Doch keine Sorge, für solche Situationen eignet sich der Serienbildmodus deiner Kamera perfekt. Damit nimmst du einfach einige Bilder nacheinander auf, indem du den Auslöser gedrückt hältst. Wenn du die richtige Perspektive erwischt hast, ist sicher ein gutes Exemplar dabei!
Perspektiv-Trick
Achte darauf, das Pferd möglichst aus Augenhöhe zu fotografieren. So vermeidest du, dass es verzerrt bzw. übergroß dargestellt wird. Das passiert vor allem beim Fotografieren von unten.
#2 Servo-Autofokus
Neben dem unbedingt erforderlichen Burst-Modus spielt auch der Autofokus eine wichtige Rolle bei der Pferdefotografie. Bei den meisten Spiegelreflex- und Systemkameras kannst du nicht nur den Autofokus aktivieren, sondern hast auch noch die Wahl zwischen verschiedene Betriebs-Modi. Einer davon, den ich dir besonders ans Herz legen möchte, ist der Servo-Autofokus. Je nach Hersteller wird er durch unterschiedliche Kürzel dargestellt: bei Canon heißt er beispielsweise „AI Servo“, bei Nikon hingegen „AF-C“. Diese Einstellung ermöglicht es deiner Kamera, mit dem Fokus auch einem stark bewegten Motiv zu folgen. Somit erhältst du ein klares, scharfes Bild.
Du suchst noch nach einer passenden Systemkamera? Dann schau doch mal in unser Ranking rein!
#3 Verschlusszeit
Kommen wir zur dritten wichtigen Einstellung bei der Pferdefotografie: der Verschlusszeit. Diese ändert sich je nach Situation. Wenn du mit diesem Thema noch nicht ganz vertraut bist, empfehle ich dir zunächst diesen Artikel.
Pferderennen
Steigen wir gleich mal rasant ein: Bei Pferderennen können die fantastischsten Bilder entstehen! Da sich die Pferde allerdings sehr schnell bewegen und du den Abstand von deinem Motiv schlecht im Voraus planen kannst, können sie dich auch vor große Herausforderungen stellen. Mit diesen Tipps gelingt deine Aufnahme bestimmt:
- Nutze in jedem Fall den Serienbild-Modus.
- Stelle außerdem eine möglichst kurze Verschlusszeit ein. Diese richtet sich nach den gegebenen Lichtverhältnissen.
- Sprich mit den Verantwortlichen, d.h. mit den Betreibern bzw. Ordnern des Pferderennens. Je nach Größe des Events können sie dir eventuell einen Platz nahe der Rennstrecke organisieren.
- Achte generell, vor allem aber wenn du nah dran bist darauf, ohne Blitz zu fotografieren. Du weißt, Pferde sind sehr schreckhaft und können panisch reagieren, was besonders in einer solchen Situation sehr gefährlich werden kann.
Pferd in Action
Eine Technik, die dir nicht nur bei Pferderennen, sondern bei allen Situationen mit starker Bewegung des Pferdes hilft, ist das sogenannte Mitziehen. Wie der Name bereits vermuten lässt, wird dabei die Kamera parallel zum sich bewegenden Motiv mitgeschwenkt. Im Idealfall sind Kamerabewegung und Motivbewegung so perfekt synchronisiert, dass das Motiv gestochen scharf eingefroren wird. Dabei hilft auch eine extrem kurze Verschlusszeit (ca. 1/2000 Sekunde). Du kannst dir sicher bereits denken, dass diese Technik einige Übung erfordert und sehr schwierig zu meistern ist. Selbst unser Beispielbild (siehe unten) ist nicht ganz scharf! Doch die Mühe lohnt sich, die Ergebnisse können wirklich fantastisch werden.
Wenn du dich für dieses Feld interessierst, lies doch auch unseren Artikel zu Motion Blur!
Events
Natürlich gibt es nicht nur Pferderennen, sondern auch andere Events wie zum Beispiel Springreit-Turniere. Bei diesen gelten allerdings in etwa die gleichen Regeln. Der Unterschied ist, dass du generell mit einem etwas größeren Abstand zum Motiv rechnen musst. Bei der Wahl deines Platzes gilt:
- Sprich zunächst mit dem Veranstalter bzw. den Ordnern des Events.
- Achte darauf, dass du freie Sicht auf das Pferd hast, der Ort aber trotzdem geschützt ist.
- Bewege dich während des Events nicht auf Pferd und Reiter*in zu und verwende keinen Blitz, um das Tier nicht zu erschrecken.
Hoch hinaus
Besonders eindrucksvoll bei solchen Events sind Bilder, die Pferd und Reiter mitten im Sprung abbilden (siehe oben). Für diese Aufnahmen empfehle ich dir eine relativ kurze Verschlusszeit von ca. 1/650-1/800 Sekunde und den Serienbildmodus deiner Kamera. Betätige den Auslöser in dem Moment, in dem das Pferd vom Boden abhebt.
Die schönsten Posen für die Pferdefotografie
Über die Grundlagen der Pferdefotografie habe ich dich bereits ausführlich aufgeklärt. Kommen wir nun zu den Feinheiten! Details wie die Gestik und Mimik des Pferdes können dein Bild maßgeblich beeinflussen und zu einem Meisterwerk werden lassen.
#1 Teamwork
Beginnen wir mit einem grundsätzlichen Punkt: Je besser die Zusammenarbeit mit dem Pferd funktioniert, desto müheloser geht dir die Bildkomposition von der Hand. In den vorigen Kapiteln haben wir bereits besprochen, wie du dich mit dem Tier vertraut machen kannst. Zusätzlich dazu hilft die auch der oder die Pferdeführer*in. Er oder sie kann deine Ideen zu Position, Blickrichtung oder Bewegung des Motivs durch Richtungshinweise, Ablenkungsmanöver oder ähnliche Tricks umsetzen. Wenn du das Pferd beispielsweise im Galopp fotografieren möchtest, hilft es, einen Zielpunkt (z.B. einen Zaun) und eine entsprechende Ausgangsposition festzusetzen. Dann kann der oder die Pferdeführer*in das Tier durch einen Zuruf oder eine Geste zum Loslaufen motivieren.
Wusstest du, dass Pferde Herdentiere sind? Sie sind darauf programmiert, immer zur Gruppe zurückkehren zu wollen. Diese Eigenschaft kannst du dir auch beim Shooting zunutze machen.
#2 Gespitzte Ohren
… sind ein Ausdruck von Wachsamkeit und Interesse. Diese Körpersprache verleiht dem Pferd eine besondere Eleganz und sorgt für Dynamik im Bild. Durch einen kleinen (bitte nicht unangenehmen) Reiz wie das Rascheln einer Tüte, Essen oder Geräusche von deinem Smartphone erweckst du die Aufmerksamkeit des Pferdes – die Ohren heben sich und drehen sich leicht nach vorne.
#3 Körperspannung
Was fällt dir als erstes ein, wenn ich dich nach besonderen Körpermerkmalen eines Pferdes frage? Wahrscheinlich ihr großer, muskulöser Körperbau, der lange, elegante Hals und die schlanken, aber kräftigen Beine. Genau diese Vorzüge kommen auf einem Foto am besten zur Geltung, wenn das Pferd leichte Aktivität und Körperspannung an den Tag legt. Besonders beweglich und elegant wirkt beispielsweise ein leicht geneigter Hals. Dazu kannst du (bzw. der oder die Pferdeführer*in) das Tier ganz einfach bewegen, indem du ihm ein Leckerli anbietest. Versuche gezielt, die aktiven Muskelgruppen des Pferdes in Szene zu setzen. Dieser Prozess kann etwas dauern, das Endergebnis wird es aber sicherlich wert sein!
Ass im Ärmel
Um dein Motiv spielerisch in Position bewegen zu können, empfehle ich dir, immer eine Leckerli-Box dabei zu haben. Liebe geht durch den Magen – und Aufmerksamkeit auch.
#4 Das gewisse Etwas
Wie in der Porträtfotografie arbeiten wir auch in der Pferdefotografie mit Lebewesen, die einen individuellen Charakter haben. Versuche, die Persönlichkeit und die Seele des Pferdes in deinen Bildern einzufangen und hab dabei keine Angst vor unkonventionellen Details. Meine Erfahrung besagt, dass Pferd, Pferdeführer*in und Fotograf*in sich im Laufe eines Shootings immer mehr entspannen und so auch ungeplante, vertraute oder spielerische Interaktionen zustande kommen. Lege deine Kamera also nicht gleich weg, wenn du dein perfekt komponiertes Pferdefoto im Kasten hast.
Nimm dir Zeit für dieses großartige Tier und lass es die Aufnahme auf seine eigene Weise mitgestalten.
Fazit
Zum Schluss noch einmal die wichtigsten Tipps in Kürze:
- Achte immer auf das Wohlergehen des Tieres. Es sollte sich nie bedroht oder gestresst fühlen.
- Höre zu deiner eigenen und der Sicherheit des Pferdes auf die Anweisungen des oder der Pferdeführers*in.
- Ich empfehle dir grundsätzlich ein Standard- oder Teleobjektiv.
- Verwende eine große Blende für einen ästhetisch verschwommenen Hintergrund und spiele mit dem negativen Raum.
- Wähle eine kurze Verschlusszeit, vor allem wenn sich das Pferd stark bewegt.
- Nutze den Burst/Serienbildmodus deiner Kamera
Ich hoffe, ich konnte dir die wunderbare Disziplin der Pferdefotografie mit diesem Artikel etwas näherbringen! Ich finde besonders den Kontrast zwischen der Eleganz und Kraft eines Pferdes und seiner Sensibilität absolut faszinierend und einzigartig. Hast du Fragen oder Tipps für Kolleg*innen? Was sind deine Erfahrungen mit der Pferdefotografie? Lass es uns gerne in den Kommentaren wissen!
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